Das Frühlingsmagazin von Der Zertifikateberater ist online! Hier neueste Ausgabe lesen »

20.01.17, 14:13

Kapitalmarkt-News – EZB: Mittelfristiger Ausblick rechtfertigt anhaltende Krisenpolitik

20. Januar 2017

Nachdem die EZB in ihrem Treffen vom Dezember 2016 das Aufkaufprogramm angepasst hatte, war von der heutigen Sitzung keine erneute Anpassung der Geldpolitik zu erwarten. Selbst die Wortwahl des EZB-Präsidenten hat sich nicht geändert, sodass die geldpolitische Ausrichtung der EZB insgesamt gleich geblieben ist. Die EZB weist daraufhin, dass die Zinsen noch für lange Zeit auf dem aktuellen Niveau verharren werden – sicher länger als das aktuelle Aufkaufprogramm, das mit seinem monatlichen Aufkaufvolumen von 60 Mrd. Euro bis mindestens Dezember 2017 laufen wird. Die EZB sieht weiterhin ein nach unten gerichtetes Konjunkturrisiko, primär getrieben durch globale Entwicklungen.

 
Die Kreditvergabe profitiert von den Maßnahmen der EZB, und die Kreditnachfrage bleibt gemäß des jüngsten Bank Lending Survey relativ robust. Zwar steigt die Inflationsrate in Folge von Basiseffekten an, die zu Grunde liegende Inflationsdynamik bleibt laut EZB jedoch eher moderat. Um die Teuerungsrate nachhaltig anzuheben, wird weiterhin eine geldpolitische Stimulierung benötigt. Dafür will die EZB alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen nutzen. Sie geht davon aus, dass sich die Konjunkturerholung in der Euro-Zone fortsetzen wird, nicht zuletzt aufgrund ihrer geldpolitischen Maßnahmen. Die EZB wird nicht müde, immer wieder auf die Notwenigkeit von Reformen hinzuweisen, um ein stärkeres Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone zu erreichen. Draghi betonte, dass in allen Ländern der Währungsunion Strukturreformen notwendig sind.
 
Die EZB erklärt erneut, dass sie im Notfall noch mehr tun werde, wenn es nötig sei. Weniger zu tun, wird bei der EZB weiterhin als Luxusproblem angesehen. Wird die EZB eine höhere Inflation zulassen? Draghi verwies darauf, dass die Inflationsrate auch dann stabil sein muss, wenn es keine geldpolitischen Maßnahmen mehr gibt. Der Fokus der EZB liegt auf der mittelfristigen Entwicklung. Sie wird dann ihre Geldpolitik ändern, wenn eine normale geldpolitische Ausrichtung immer noch eine mittelfristige Inflation von knapp unter 2 % bedeutet. Gemäß der EZB ist man von solch einer Einschätzung noch weit entfernt.
 
Das EZB-Direktorium ist sich einig, dass die angekündigten Maßnahmen im Dezember richtig waren. Grundsätzlich hält die EZB ihre Politik weiterhin für erfolgreich und richtig. Dabei beruft sie sich auf die konjunkturelle Erholung, die sich nun schon seit längerem in der Euro-Zone vollzieht. Diese Erholung ist nach Meinung der EZB robust: die Arbeitslosenquote sinkt, Sentiment-Indikatoren verbessern sich weiter, und die Belebung zeigt sich in fast allen Ländern.
 
Die Fragen in der heutigen Pressenkonferenz haben wenig überraschend und fokussierten sich auf den von der britischen Premierministerin Theresa May angekündigten harten Brexit, die Probleme Italiens und die Sinnhaftigkeit negativer Zinsen in einem Umfeld steigender Inflation. Gemäß Draghi müssen die Zinsen niedrig sein, damit sie mittelfristig wieder steigen können (siehe auch IKB-Kapitalmarkt News 12. Januar 2015). Draghi erwartet, dass die realen Zinsen tatsächlich infolge der konjunkturellen Entwicklung steigen werden. Der EZB-Präsident sieht es als eher unwahrscheinlich an, dass die deutsche Inflationsrate eskaliert, während die der Euro-Zone weiterhin stagniert. Er ließ sich nicht zu Aussagen über Donald Trump hinreißen, betonte jedoch erneut, dass es keinen Grund für einen Währungskrieg gibt.
 
Fazit: Wie erwartet, will die EZB ihren im Dezember 2016 angepassten geldpolitischen Kurs weiter verfolgen. Dies wird noch so lange der Fall sein, bis sie davon überzeugt ist, dass die Inflationsdynamik mit einer normalen geldpolitischen Ausrichtung mittelfristig stabil verläuft. Hiervon ist die Euro-Zone nach Einschätzung von EZB-Präsident Draghi aber noch weit entfernt, auch wenn sich ihre aktuelle konjunkturelle Erholung als relativ robust erweist. Ein kurzfristiges Ende der negativen Zinsen ist deshalb unwahrscheinlich. Dennoch ist mittelfristig ein Einlagenzins von 0 % denkbar, falls sich die EZB veranlasst sehen sollte, den Bankensektor zu entlasten.
 
Tabelle 1: IKB-Zinsausblick, in %          
  19.01.2017  in 3 Monaten in 6 Monaten  in 9 Monaten Ende 2017
3-Monats-Euribor  -0,33 -0,30 -0,30 -0,30 -0,30
USD 3-Monats-Libor 1,02 1,15 1,30 1,40 1,50
10-jährige Bunds  0,39 0,40 0,50 0,60 0,50
10-jährige US-Staatsanleihen  2,43 2,55 2,70 2,80 2,60
Quellen: Deutsche Bundesbank; Federal Reserve Economic Data; IKB-Schätzungen       

 
 

Ansprechpartner in der IKB Deutsche Industriebank AG:

Dr. Klaus Bauknecht
klausdieter.bauknecht@ikb.de

40474 Düsseldorf
Wilhelm-Bötzkes-Straße 1
Telefon +49 211 8221-0

Volkswirtschaft und Research
Telefon +49 211 8221-4118

Herausgeber: IKB Deutsche Industriebank AG
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Sitz: Düsseldorf
Handelsregister: Amtsgericht Düsseldorf, HR B 1130
Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Karl-Gerhard Eick
Vorsitzender des Vorstands: Dr. Michael H. Wiedmann
Vorstand: Claus Momburg, Dr. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Dirk Volz

Bei den hier dargestellten Inhalten handelt es sich um fremde Inhalte. Für diese fremden Inhalte ist ausschließlich der jeweilige Eingeber verantwortlich. Eine inhaltliche, redaktionelle Überprüfung durch die DZB Media GmbH erfolgt ausdrücklich nicht. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang ergänzend den Haftungsausschluss unter https://www.zertifikateberater.de/impressum.

Sollte ein hier durch einen Eingeber distribuierter Inhalt aus Ihrer Sicht gegen geltendes Recht verstoßen, schicken Sie bitte eine Email an nc. Der gemeldete Inhalt wird umgehend überprüft und ggf. gesperrt.