23.06.17, 07:30

Meinung weekly: Ein kleiner Schritt für den Aktionär, ein großer für China

Um Chinas Aktienmärkte ranken sich viele Mysterien. Die starken Kursschwankungen in den vergangenen Jahren und der limitierte Marktzugang für internationale Investoren wirkten bislang als Hindernis für die Internationalisierung der Kapitalmärkte. Signifikante Reformen sind seitdem eingeleitet worden und finden weltweit Beachtung. In dieser Woche hat MSCI, der weltweit führende Indexanbieter, beschlossen, in Renminbi notierte Aktien der Festlandbörsen in Shanghai und Shenzhen (sog. A-Aktien) ab Juni 2018 in den Indexkorb ihres Emerging Markets Index aufzunehmen. Bislang ist der chinesische Aktienmarkt maßgeblich  über in Hongkong gehandelte Aktien chinesischer Unternehmen im Schwellenländer-Leitindex abgebildet. Auch wenn A-Aktien zunächst lediglich ein Gewicht von 0,73 % vom MSCI Emerging Markets Index haben werden, ist die Aufnahme der A-Aktien ein deutlicher Fortschritt. Die Entscheidung könnte ein weiterer kleiner Meilenstein zur internationale Integration der chinesischen Kapitalmärkte werden und langfristig den gesamten Finanzstandort stärken.

Bislang hatte sich MSCI aufgrund einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren mit der Berücksichtigung der chinesischen Börsen zurückgehalten. Generell spielen ausländische Investoren mit einem Marktanteil von 1,5 % im von staatlichen Institutionen und chinesischen Banken dominierten der chinesische Aktienmarkt eine untergeordnete Rolle. Die regulatorischen Rahmenbedingungen, restriktive Investitionsquoten für ausländische Investoren und ein durch die hohen Staatsbeteiligungen in chinesischen Unternehmen geringer Freefloat (Anteil der Aktien, die an der Börse gehandelt werden) sprachen aus Sicht des Indexbetreibers bislang gegen eine Aufnahme von A-Aktien. MSCI betont, dass weitere Reformen und ein leichterer Marktzugang internationaler Investoren den Anteil der A-Aktien im Index weiter anwachsen lassen dürfte. Womöglich zieht die Entscheidung weitere positive Wechselwirkungen nach sich. Institutionelle Investoren orientieren sich häufig bei ihrer Investitionsentscheidung und ihren Renditezielen an den MSCI Indizes und allokieren ihre Mittel anhand deren Gewichtungen. Somit wird die Aufnahme von Festlandaktien sukzessive massive Kapitalzuflüsse in den chinesischen Aktienmarkt nach sich ziehen. Verschiedenen Investmentbanken zufolge könnten über die nächsten fünf Jahre bis zu 230 Mrd. US-Dollar in die chinesischen Märkte strömen, was die Abhängigkeit chinesischer Unternehmen von der lokalen Kreditvergabe reduzieren würde. Denn diese stützen sich in ihrer Finanzierungsstruktur zu einem Großteil auf Fremdkapital. Gegenwärtig bilden chinesische Unternehmen nur 3,2 % aller Investitionsmittel durch den Einsatz von Eigenkapital ab. Zudem könnten sich ihre Corporate Governance sowie die chinesischen Börsenstandards verstärkt an internationalen Maßstäben orientieren. Die globale Akzeptanz des Renminbis als Investitionswährung würde durch ein verstärktes Engagement internationale Investoren in der Landeswährung vorangetrieben werden.

Die Integration A-Aktien in den MSCI Emerging Markets Index ist insoweit weitaus mehr als nur eine symbolische Entscheidung. Es ist Wertschätzung und Aufruf zur Internationalisierung zugleich. Chinas Finanzmärkte müssen ihre Investorenbasis verbreitern, um den Anforderungen einer Industrienation gerecht zu werden. Denn das Interesse globaler Investoren an einer direkten Partizipation am chinesischen Wachstum ist immens und wird zunehmen.

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