Die Krise der deutschen Autobauer ist in aller Munde. Allerspätestens wenn die Politik der Meinung ist, sich einmischen und gute Ratschläge geben zu müssen, sollten die Alarmglocken schrillen. Für Anleger bieten solche Situationen aber auch Chancen.
Besonders schlimm scheint es aktuell um den Volkswagen-Konzern zu stehen, der vor wenigen Tagen bereits seine zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr abgeben musste und massive Kostensenkungen anstrebt. Die operative Gewinnmarge soll 2024 nur noch bei rund 5,6 Prozent liegen, nachdem die Zielsetzung bis Anfang Juli noch bei 7,0 bis 7,5 Prozent gelegen hatte und dann im ersten Schritt auf 6,5 bis 7,0 Prozent reduziert wurde. Bei den Fahrzeugverkäufen wird statt eines Anstiegs mittlerweile mit einem Rückgang gerechnet.
Eine große Überraschung waren die revidierten Jahresziele allerdings nicht, da kurz zuvor schon viele anderen Branchenplayer ihre Prognosen gestutzt hatten. Trotzdem sind die Konsensschätzungen der Analysten für dieses und die Folgejahre noch mal deutlich nach unten genommen worden. Auch die Kursziele wurden gesenkt, wobei diese im Schnitt immer noch deutlich über dem seit März 2021 um über 60 Prozent gesunkenen Aktienkurs liegen. Ein Grund dafür dürfte die vergleichsweise moderate Bewertung des Unternehmens sein. Das KGV liegt bei knapp über 3, das KBV bei 0,2 und die EV/Umsatz-Kennzahl bei 0,7. Alles Werte, die auf historisch sehr niedrigem Niveau liegen. Was natürlich seine Gründe hat. Bei der Dividendenrendite werden aktuell noch üppige 9,8 Prozent angezeigt. Allerdings erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass Volkswagen die Ausschüttungen kürzen wird.
Das große Problem von Volkswagen scheint die extreme Fokussierung auf E-Autos zu sein, wo die Nachfrage zumindest hierzulande deutlich schwächer als erwartet ist. Was sich womöglich ändert, wenn die Bundesregierung sich auf neue Kaufanreize für den Erwerb von Elektrofahrzeugen verständigen kann. Zumal die Preise für Verbrenner aktuell recht deutlich steigen. Der Zeitpunkt für den Startschuss einer zumindest temporären Erholung wäre aus charttechnischer Sicht jedenfalls perfekt. Die Aktie notiert im Bereich der Tiefpunkte aus den Jahren 2015 und 2020. Wobei das auch Gefahren birgt. Denn sollte diese Langfrist-Unterstützung wegbrechen, drohen mit Blick auf den Chart weitere heftige Abschläge.
Ein in diesem Kontext interessant anmutendes Produkt hat die Unicredit zu Beginn dieses Jahres auf den Markt gebracht. Das bis auf aktuell 910 Euro gefallene Top Plus Zertifikat (HVB8KC) wird im Februar 2027 zum Höchstbetrag von 1.350 Euro zurückgezahlt, wenn die VW-Aktie dann mindestens bei 88,94 Euro notiert. Es reicht also eine Seitwärtsbewegung der Aktie, um einen Gewinn von rund 49 Prozent (18,2 Prozent p.a.) einzutüten. Mehr ist selbst bei massiv steigenden Aktienkursen allerdings nicht drin und auf sämtliche Dividendenzahlungen müssen Investoren während der Laufzeit auch verzichten. Zudem kommt es bei einem finalen Schlusskurs unterhalb des o.g. Barriere-Niveaus zu Verlusten, die etwas größer ausfallen als bei einem Direktinvestment in die Aktie (siehe Szenario-Analyse).