An der fundamental schlechten Lage für die deutschen Autobauer hat sich nichts verändert. Die strukturelle Krise erfordert ein radikales Umdenken in den Vorstandsetagen. Die Börse denkt aber womöglich schon einen Schritt weiter. Bei Volkswagen haben die Anleger zudem ganz genau in den Lehrbüchern der Charttechnik nachgeblättert.
Die jüngst vorgelegten Absatzzahlen für das abgelaufene Jahr fielen erneut ernüchternd aus. Die 9,03 Millionen verkauften Fahrzeuge bedeuteten für Volkswagen einen Rückgang von 2,3 Prozent. In China als mittlerweile weltweit wichtigstem Automarkt gab es sogar ein Minus von 9,5 Prozent. Zudem schwächelt das immer noch als zukunftsträchtig geltende Segment der Elektrofahrzeuge (BEV), wo die Wolfsburger 3,4 Prozent weniger Einheiten verkauften. Der Konkurrent BMW hingegen verzeichnete hier ein Plus von 13,5 Prozent. Es scheint also nicht nur ein Problem des schwachen Gesamtmarktes zu sein.
Immerhin erreichte Volkswagen 2024 mit diesen Zahlen so gerade sein selbstgestecktes Ziel von 9 Millionen verkaufter Fahrzeuge. Wichtiger als die reine Stückzahl ist mittlerweile aber die Profitabilität, weshalb der Konzern mittelfristig zusätzliche Kosteneinsparungen von über 4 Milliarden Euro angekündigt hat. 1,5 Milliarden Euro sollen allein durch geringere Lohnkosten eingespart werden. Dafür will man - auf freiwilliger Basis - die Belegschaft bis zum Jahr 2030 um 35.000 Stellen reduzieren. Die erfolgreich abgeschlossenen Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft fielen aus Sicht des Unternehmens zwar nicht so gut aus wie erhofft, die Einigung wurde von vielen Börsianern dennoch wohlwollend aufgenommen.
Die Vorzugsaktie von VW hat ihre Talfahrt nahezu exakt am Tiefpunkt des „Corona-Crashs“ 2020 stoppen können. Eine Entwicklung wie aus dem Lehrbuch an dieser als charttechnische Unterstützung geltenden Marke. Von dem Ende November erreichten Niveau bei rund 79 Euro ging es seitdem um 17 Prozent nach oben. Das 12-Month-Forward-KGV ist mit 3,4 aber immer noch historisch niedrig. Auffällig ist in diesem Kontext, dass die Gewinnschätzungen für 2026 zuletzt leicht gestiegen sind, nachdem es in den vergangenen Monaten stetig bergab gegangen war. Womöglich befindet sich VW also gerade in einer Phase der Bodenbildung.
Vor gut drei Monaten hatten wir an dieser Stelle (Marktidee vom 2. Oktober 2024) bereits ein spannendes Top Zertifikat auf Volkswagen vorgestellt, dass im Falle einer Stabilisierung des Aktienkurses bis 2027 unverändert sehr attraktive Gewinnchancen ermöglicht. Wir ergänzen diese Idee heute um ein nicht ganz so lang laufendes Zertifikat. Der im Dezember 2025 fällig werdende Discounter von Morgan Stanley ist mit einem Cap bei 85 Euro (gut 8 Prozent Puffer) ausgestattet und bietet im Erfolgsfall (Aktie notiert am Ende nicht unter dem Cap) eine Ertragschance von 11,2 Prozent (12,2 Prozent p.a.). Selbst bei einem 10-prozentigen Minus der VW-Aktie sind mit dem Zertifikat noch Gewinne von fast 9 Prozent möglich (MG2Y4A).