Der Dax steigt schier unaufhaltsam auf immer neue Bestmarken. Heute Morgen gab es das 18. Rekordhoch seit Jahresbeginn. Der Aufwärtstrend ist intakt, die Luft wird aber zunehmend dünner. Eine Konstellation, die sich - bei hohem Risiko - gewinnbringend nutzen lässt.
Die Gründe für den Höhenflug des deutschen Leitindex sind vielfältig. Genannt werden zum Beispiel die Aussicht auf eine zeitnahe Lösung des Kriegs in der Ukraine, die Hoffnung auf neue wirtschaftspolitische Impulse nach der Bundestagswahl, der jüngste Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen oder auch die lange Zeit vergleichsweise geringe Bewertung. Vielleicht wird aber auch einfach nur die relative Stärke des Dax gespielt. Ganz nach dem bekannten Motto „the trend is your friend“. Fakt ist, dass der deutsche Leitindex in den ersten Wochen des laufenden Jahres rund 15 Prozent zulegen konnte.
Solche Zuwächse sind zu einem so frühen Zeitpunkt des Jahres sehr ungewöhnlich, wie die Analysten der LBBW festgestellt haben. Gleichzeitig verweisen Sie auf das mit 14 für den Dax mittlerweile überdurchschnittlich hohe 12-Monats-Forward-KGV. Die Commerzbank blickt auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das mittlerweile auf 1,8 gestiegen ist. Ein Bereich, in dem ein Dax-Aufwärtstrend nach Recherche der Strategen früher regelmäßig an Fahrt verloren hat. Die Kollegen der Helaba konstatieren ebenfalls eine „leichte Überbewertung“ des Index. Nach ihrem Modell verläuft der obere Rand des fairen Bewertungsbandes derzeit nur bei rund 21.600 Punkten. Heute Morgen notierte der Dax im Hoch mehr als 300 Punkte darüber.
Interessant erschien uns vor diesem Hintergrund eine Analyse zur Entwicklung des deutschen Aktienindex nach Bundestagswahlen. In dem Zeitraum, in dem uns Daten für den Dax (inkl. des Index der Börsen-Zeitung) vorliegen, gab es bislang 17 Wahlen in Deutschland. Wir haben demnach die Ergebnisse seit der Wahl im September 1961 genauer unter die Lupe genommen. Auffällig ist dabei die vergleichsweise schwache Performance innerhalb der ersten Tage nach der Wahl. In 13 von 17 Fällen verbuchte der Dax nach fünf Handelstagen ein Minus. Bei einem Korridor zwischen plus 5 Prozent und minus 13,3 Prozent liegt der Durchschnittswert bei einem Kursrückgang von 2,2 Prozent. Einen Monat nach der Wahl lag die Performance im Mittelwert bei minus 0,8 Prozent, wobei sich die Zahl der positiven (8) und negativen (9) Ereignisse hier ungefähr die Waage hält. Ähnlich sieht es nach drei Monaten aus (9 zu 8), allerdings ist die Durchschnittsperformance in diesem Zeitraum mit 1,8 Prozent klar positiv. Gerade nach den vergangenen fünf Bundestagswahlen stand der Dax drei Monate später jedes Mal höher (meist recht deutlich) als am letzten Handelstag vor dem Wahltermin.
In Kombination mit der von den Analysten angemahnten Bewertungsproblematik und auch den laut HSBC heiß gelaufenen charttechnischen Indikatoren könnte diese „Wahl-Statistik“ zum Anlass genommen werden, auf eine Verschnaufpause bei der Dax-Rally zu setzen. Als mögliches (durchaus sehr riskantes) Vehikel stellen wir heute einen noch gut vier Wochen laufenden Discount Put-Optionsschein von Morgan Stanley auf den Dax vor (MG481W). Der Schein ist mit einem Basispreis bei 23.100 Punkten und einem Cap bei 22.600 Punkten ausgestattet. Bezogen auf den Schlusskurs am 21. März gilt folgendes Auszahlungsprofil: Jeder Dax-Punkt unterhalb des Basispreises bringt einen Cent für den Schein, wobei der Cap die mögliche Rückzahlung auf den Maximalbetrag von 500 Cent oder 5,00 Euro begrenzt.
Schon bei einem vergleichsweise moderaten Dax-Rückgang sind damit bis zu 110 Prozent Gewinn möglich. Bewegt sich der Index (aktuell: 22.750 Punkte) unter dem Strich seitwärts, steht immerhin noch eine Zahlung von 3,50 Euro in Aussicht und damit ein Ertrag von gut 47 Prozent. Verluste entstehen, sobald der Dax am Bewertungstag bei über 23.862 Punkten notiert. Bei Indexständen von 23.100 Punkten oder mehr verfällt der Schein wertlos.